Prolog
Allgemeine Informationen
Gliederung
Beschreibung der domestizierten Arten
Beschreibung einiger Wildarten
Auf dieser und den folgenden Seiten der domestizierten Arten der
Gattung Capsicum, werde
ich mich auf allgemeinverständliche Informationen für den interessierten Chiligärtner
beschränken.
Mit jeder selbstgezogenen Pflanze der Gattung Capsicum stelle ich Widersprüche zu der
mir bisher bekannten Literatur und den vielen Seiten im Internet fest.
Es sind u.a. folgende Angaben falsch:
Pflanzen der Gattung Capsicum sind einjährig.
Die Arten C. baccatum und C. pubescens erzeugen nur eine Blüte je Knoten.
Alle Pflanzen der Art C. frutescens erzeugen büschelweise Blüten je Knoten.
Die Art C. pubescens ist inkompatibel (Sie benötigt zum Bestäuben eine Partnerpflanze).
Bisher hat bei mir jede einzeln gezogene C. pubescens Früchte erzeugt.
Es soll wenige inkompatible Sorten geben, welche aber nach Meinung der Botaniker
aus Kreuzungen mit C. cardenasii entstanden sein können. Bei der C.
cardenasii gibt es neben kompatibelen auch inkompatibele Pflanzen.
Bisher bin ich
von der Annahme ausgegangen, dass es keine reifen grünen Früchte der Gattung Capsicum
gibt, aber einige Leute züchten seit geraumer Zeit an solch einem Produkt herum und es
sind schon die ersten Ergebnisse da! Aber brauchen wir solche grünen Früchte? Man kann
nur kommerzielle Interessen dahinter vermuten, so kann man uns das ganze unreife Gemüse
besser andrehen. Wer vermag es beim Kauf noch zu unterscheiden, ob diese Paprika nun reif
oder unreif ist?
Die Chilis und Paprika gehören zur Familie Solanaceae,
den Nachtschattengewächsen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist Mittel- und
Südamerika. Viele Gattungen kommen nur dort vor. Dieser Familie gehören wichtige
Kulturpflanzen an wie z.B.: Kartoffel, Tabak, Aubergine, Tomate, Paprika und Chilis. Sehr
viele Pflanzen dieser Familie sind hochgiftig (z.B. Bilsenkraut und Tollkirsche) und
enthalten u.a. starke Alkaloide.
Auf der Seite Solanaceae
werden einige Verwandte der Chili und Paprika vorgestellt.
Über die Giftigkeit der Gattung Capsicum wird unterschiedlich
berichtet. Die einen halten die Pflanze bis auf die Früchte für giftig, andere essen das
Blattwerk als Gemüse.
Die Pflanzen der Gattung Capsicum sind Halbsträucher und deren Früchte sind Beeren.
Manche Arten werden 15 und mehr Jahre alt.
Der die zum Teil ungewöhnliche Schärfe ausmachende Bestandteil der Früchte, ist das Capsaicin,
das bis zu 1,5% der Frucht ausmacht. Über diesen Wirkstoff aus der Gruppe der
Capsaicinoide, berichte ich unter "Chili in der
Medizin". Im Wesentlichen sind die Früchte natriumarm, enthalten
einiges an Kalium (ca. 170 mg), weitere wichtige Mineralstoffe und sind vitaminreich. Im
Durchschnitt sind je 100 g folgende Vitamine enthalten: A 0,30 mg, B1
0,05 mg, B2 0,1 mg, C 150 mg, E 2,8 mg und
einige wichtige Flavonoide. Diese Angaben beziehen sich auf ausgereifte Früchte und
nicht auf die im Handel befindlichen unreifen grünen Erzeugnisse, diese weisen nur einen
geringen Teil der oben genannten Vitamine auf.
Die Familie der Solanaceae wird in folgende Unterfamilien gegliedert:
Nicandra mit Nicandra physalodes - Giftbeere
Solaneae u.a. mit den Gattungen Capsicum und Solanum
Daturea - u.a. Stechapfel
Cestreae - u.a. Tabak
Die Gattung Capsicum besteht aus ca. 25 Arten. Es darf bezweifelt werden, ob es dabei bleibt. Um dem Leser dieser Zeilen die Schwierigkeiten der Einordnung der fünf domestizierten Arten zu verdeutlichen, möge folgende Chronologie dienen:
1680 |
Robert Morrison beschreibt 33 Arten im "Plantarum Historiae Universalis Oxoniensis". |
1700 |
Der Namensgeber der Gattung Capsicum, Joseph Pitton de Tounefort begrenzt auf 27 Arten. |
1753 |
Carl von Linné spezifiziert die 2 Arten C. frutescens (mehrjährig) und C. annuum (einjährig). |
1768 |
Bernabe Cobo und Philip Miller beschreiben die C. chinense als C. anguloforum. |
1776 |
Nikolaus von Jacquin beschreibt in seinem Buch "Hortus botanicus vindabonensis" die Art C. chinense |
1832 |
K.A. Fingerhurth spezifiziert 25 Arten der Gattung Capsicum |
1852 |
Der Amateur Botaniker Felix Dunal erhöht auf 50 Arten |
1898 |
H. L. Irish reduziert auf Linné´s Spezifikation von 2 Arten Er veröffentlicht "A Revision of the Genus Capsicum" und schreibt dort: C. frutescens sei eine mehrjährige Art und C. annuum einjährig! |
1923 |
L. H. Bailey bemerkt in "Gentes Herbarum" dies sei alles falsch, denn auch die C. annuum sei mehrjährig und reduziert auf eine Art nämlich C. frutescens. |
1948 |
Paul G. Smith und Charles B. Heiser brachten eine neue Art in das Verwirrspiel, die C. pubescens. Im gleichen Jahr trennten sie auch die C. annuum von der C. frutescens. |
1954 |
Smith und Heiser beschreiben die Art C. pendulum (heute C. baccatum) |
1957 |
Smith und Heiser bestätigen die Art C. chinense und damit waren die heute noch gültigen 5 domestizierten Arten wieder komplett. |
Dieses Wechselbad mag erklären, warum in vielen Publikationen nur von der domestizierten Art C. frutescens ausgegangen wird. Als ich mich am Anfang mit diesen faszinierenden Pflanzen beschäftigte, war ich tief beeindruckt von den Botanikern, welche hier den Überblick hatten. Mittlerweile habe ich so meine Zweifel. Auf vielen Seiten und in vielen Publikationen zum Thema Capsicum steht der gleiche Müll, alle schreiben nur ab. Einige haben nie die Pflanzen gesehen, von denen sie berichten. Daher verstehen Sie bitte, wenn hier nur von den von mir angebauten Arten, ausführlich die Rede ist.
Unterscheidungsmerkmale nach eigenen Erkenntnissen.
Um eine genauere Beschreibung mit Fotos der einzelnen Arten zu erhalten, klicken Sie auf
den entsprechenden Artnamen.
Art |
Blüten |
Blüten-Flecken |
Staubfäden |
Staubgefässe |
weiß - violett, einzeln * ** |
- |
|||
weiß, 1 - 3 |
gelb, grün, braun |
|||
grünlich-weiß, 2 - 5 |
- |
purpur |
blau gelb |
|
grünlich-weiß, 1 selten - 2 |
- |
purpur | blau | |
purpur-blau-violett, 1 - 4 |
- |
* In der ersten Verzweigung entstehen oft 2 Blüten!
** Viele so genannte Zierpaprika und auch Sorten aus Südostasien haben
eng verwachsenen Knoten, so entsteht der Eindruck es wachsen aus einem Knoten
viele Früchte! Diese C. annuum werden oft als C. frutescens ausgegeben!
Da es nicht leicht ist an Samen diverser Wildarten zu kommen, beschränke ich mich bei den Beschreibungen auf die Arten welche ich angebaut habe. Unter folgenden Links finden Sie eine Beschreibung der jeweiligen Art.
C. cardenasii
C. chacoense
C. eximium
C. galapagoense
C. praetermissum
Tabelle der zur Zeit gültigen Artnamen der Gattung Capsicum (Nach Hunziker, Eshbaugh und Pickergill).
Artname |
Herkunft |
annuum L. | Kolumbien - USA |
baccatum L. | Argentinien, Bolivien, Brasilien, Peru |
buforum Hunz. | Brasilien |
campylopodium Sendt. | Südl. Brasilien |
cardenasiii Jacq. | Bolivien |
chacoense Hunz. | Argentinien, Bolivien, Paraguay |
chinense Hunz. | Südamerika - Mittelamerika |
coccineum (Rusby) Hunz. | Bolivien, Peru |
cornutum (Hiern) Hunz. | Südl. Brasilien |
dimorphum (Miers) O.K. | Kolumbien |
dusenii Bitter | Südost Brasilien |
eximium Hunz. | Argentinien, Bolivien |
galapagoense Hunz. | Ecuador |
geminifolium (Dammer) Hunz. | Kolumbien, Ecuador |
hookerianum (Miers) O.K. | Ecuador |
lanceolatum (Greenm.) Morton & Standley | Mexiko, Guatemala |
leptopodum (Dunal) O.K. | Brasilien |
minutiflorum (Rusby) Hunz. | Argentinien, Bolivien, Paraguay |
mirabile Mart ex. Sendt | Südl. Brasilienn |
parvifolium Sendt. | Nordost Brasilien, Kolumbien, Venezuela |
praetermissum Heiser & Smith | Südl. Brasilien |
pubescens Riuz & Pavon | Mittel- bis Südamerika |
scolnikianum Hunz. | Peru |
schottianum Sendt. | Argentinien, Südl. Brasilien |
tovarii Eshbaugh, Smith & Nickrent | Peru |
villosum Sendt. | Südl. Brasilien |
Diese Tabelle ist im Wandel und bestimmt nicht ganz
vollständig. Einige
Arten wurden in den letzten Jahren entfernt bzw. anderen Arten zugeordnet. Z.B.:
Die früher zur Gattung Capsicum zählenden Arten: Capsicum anomalum jetzt
Tubocapsicum anomalum, Capsicum breviflorum jetzt Vassobia
brefiflorum und Capsicum ciliatum jetzt Witheringia ciliata wurden aus der
Gattung Capsicum entfernt.
Die Art C. flexuosum Sendt. ist durch Hunziker als eine Varietät der Art C.
schottianum zugeordnet worden.
Die Botaniker sind sich immer noch nicht über die Art C. frutescens einig.
Viele möchten die C. frutescens als eine Unterart der C. chinense verstanden
wissen. Hier werden wir in den nächsten Jahren noch manche Überraschung
erleben.